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Die Krönung von Bethlehem: Doom-Pops neue Antiheldin

  • Casey Seaward
  • 24 October 2025
Die Krönung von Bethlehem: Doom-Pops neue Antiheldin

Bethlehem ist die Wiedergeburt. Zuvor bekannt als DJ Venetter hat die in Vancouver geborene, äthiopische interdisziplinäre Künstlerin, Produzentin und DJ eine internationale Reputation aufgebaut, wandernd durch Undergrounds von New York bis Berlin. Raves in Vancouver, Sets in der Panorama Bar, bei Boiler Room, in der De School und auf dem Flow Festival. Als Venetta beherrschte sie das Chaos. Als Bethlehem begräbt sie es – und erweckt es in ihrem eigenen Bild wieder.

Ihre Debüt-EP unter diesem neuen Alias, Obsessions & Confessions (erscheint am 5. Dezember bei Violation Records), ist eine vollständige Metamorphose. Es sind die ersten Projekte, die sie vollständig selbst geschrieben, komponiert und produziert hat. Das ist Doom Pop in seiner reinsten Form: scharfkantig, dramatisch, industriell und unwiderstehlich glänzend. Pop, der zurückstarrt, spöttisch, der sich einer Auflösung verweigert.

Bethlehem nennt sich selbst die „Queen of Maximalism“ – und das passt. Aufgewachsen mit MTV und MuchMusic, Schülerin des Spektakels. Britney, Gwen und No Doubt lieferten die Blaupause, während KoRn, Evanescence, MCR und Lil Wayne die Kante beisteuerten. Dieser Kontrast ist geblieben. Pop war die erste Obsession; Verzerrung kam später. Obsessions & Confessions ist zugleich ein Archiv von allem, was sie je geliebt hat, verzerrt durch einen gesprungenen Spiegel.

Die Platte eröffnet mit „Rev Up“, einer frechen, bombastischen Machterklärung. Pop-Chaos mit Lenkrad, glänzend, unerbittlich und vollkommen selbstbewusst. „Rev Up“ klingt, als wäre Hyperpop industriell geworden – ein Glam-Meltdown für Stroboskope und Breakdowns. Geschichtete, tranceartige Synths, ein wuchtiges Low-End und Vocals, die zwischen Begehren und Distanziertheit pendeln. Bethlehem in voller Kontrolle, direkt durch die vierte Wand.

„Click Code Vice“ folgt mit zuckender Präzision, ein Track wie Zurückhaltung unter Druck. Synkopierte Stabs und abgehackte Percussion rahmen einen deadpan vorgetragenen Gesang, der Glas schneiden könnte. Es ist der ruhigste Moment der EP, zugleich der schärfste: Spannung als Ruhe getarnt, der Klang von Kontrolle, die bis zum Äußersten gedehnt wird.

„Escape Behaviour“ taucht tiefer in die Auflösung. Eine Slow-Burn-Panikattacke im 4/4, elastischer Bass und stotternde Percussion, geführt von einer Stimme, die unheimlich ruhig bleibt, während alles andere aussetzt. Es hat etwas Cinematisches, eine Angst, die nie ganz bricht, sondern sich jedes Mal enger zurückwindet.

Der Closer, „Final Girl Fantasy“, fühlt sich wie Katharsis an – oder vielleicht wie der Rückfall. Bethlehem am ungezähmtesten: frech, verzerrt, Trance-Pop-Hysterie. Lagen von gehackten Vocals wirbeln in Breakdowns, die in weitere Breakdowns ausbluten – ein Build, der sich nie auflöst. Paranoia wird zur Performance, Verführung wird zum Überleben. Es ist der Soundtrack eines Horrorfilms, in dem Monster und Heldin dieselbe Person sind.

Obsessions & Confessions ist nicht nur ein Debüt, sondern eine Reinigung. Ein Abschied von Venetta, eine Krönung von Bethlehem. Das Chaos ist noch da, doch jetzt ist es geformt, zur Waffe gemacht und leuchtet durch die Risse.

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