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Layer One Remixes: Das Nachleben eines posthumanen Pulses

Im Gefolge von Layer One, Ben Klocks und Fadi Mohems gemeinsamer Erkundung einer Welt, die von ihren Schöpfer*innen verlassen wurde, entsteht eine neue Iteration, ein Wiedererwachen.

  • Casey Seaward
  • 13 November 2025
Layer One Remixes: Das Nachleben eines posthumanen Pulses

Veröffentlicht auf dem gemeinsamen Imprint Layer, lädt die Layer One Remixes EP Azu Tiwaline & Cinna Peyghamy, Amotik, Quelza und Alarico ein, die Überreste der verschwundenen Welt neu zu deuten. Jede*r von ihnen siftet durch die Trümmer des Originalalbums, birgt Fragmente aus Rhythmus und Stimme und errichtet daraus neue Architekturen dessen, was den Kollaps überstanden hat.

War Layer One eine Meditation über das Leben nach der Menschheit, eine bewusste Reflexion über einen Planeten, der ohne uns weiteratmet, so ist Layer One Remixes das Echo dieser Meditation. Es ist der Klang des Erinnerns: die letzten menschlichen Stimmen, aufflackern in Schaltkreisen, die ihr Gedächtnis in Maschinen flüstern.

Über vier Tracks bleibt die Energie der Platte in derselben Low-End-Gravitation verankert, die das Original prägt. Doch ihre Konturen mutieren durch ein Prisma aus Techno, IDM, Bass und experimentellem Sounddesign. Jede Interpretation wird zur Studie der Transformation, zu einem Akt der Reanimation durch Vibration.

Azu Tiwaline und Cinna Peyghamy eröffnen die EP mit ihrem Remix von „Our Sector“, mit der unbezwingbaren Stimme von Flowdan. Seine Präsenz schneidet wie ein Leuchtsignal durch den Nebel, bestimmt, menschlich, elementar. Darunter huschen fragmentierte perkussive Texturen über eine Landschaft aus Negativraum, während die Bassline wie tektonische Bewegung unter fremdem Boden murmelt. Ein Track für die liminalen Stunden, wenn die Zeit ausfranst und der Club zur Art von Ritual wird.

Es folgt Amotik mit seiner Neuinterpretation von „Ultimately“, die Coby Seys gesprochene Reflexionen durch ein hypnotisches Vierviertel-Kontinuum trägt. Sein Ansatz ist architektonisch: ein stetiger Puls, durchstochen von flackernden, ausfransenden Percussions, die wie Datenströme schimmern – mechanisch und doch tief empfindend.

Auf der Rückseite erreicht die EP in Quelzas Version von „Our Sector“ ihren Breaking Point – diese fragile Schnittstelle zwischen Chaos und Kontrolle. Der Track entfaltet sich wie ein filmischer Fiebertraum, die Spannung so straff gewickelt, dass sie jeden Moment zu zerreißen droht. Percussions schnappen mit chirurgischer Präzision, Texturen schneiden mit mechanischer Eleganz durch den Raum.

Jeder Sound wirkt so bewusst gesetzt, das Foley so scharf und exakt, dass es ans Unwirkliche grenzt – als wären Klicks und Schaben in Schwerelosigkeit konstruiert. Und doch balanciert der Track trotz aller Disziplin permanent am Rand des Zusammenbruchs: das Low-End seismisch, aber gezügelt, kraftvoll, ohne je außer Kontrolle zu geraten. Quelza baut Druck so sehr durch Abwesenheit wie durch Präsenz auf und schafft Momente fast völliger Stille, die explosiv wirken wie jeder Drop. Ein Paradox in Bewegung: chaotisch und doch unmöglich gebändigt, filmisch und zugleich intim, mechanisch und doch zutiefst menschlich.

Zum Abschluss liefert Alarico eine kraftvolle Neuinterpretation von „Clean Slate“, in der sich Zurückhaltung und Entladung eng um Seys gespannte Vocals winden. Es ist der Klang des Widerstands, der leise Rhythmus von etwas Menschlichem, das sich dem Verschwinden widersetzt.

Gemeinsam besuchen diese vier Remixes Layer One nicht einfach erneut. Sie erweitern seine Mythologie. Sie vertiefen die Leere, die Klock und Mohem zuerst öffneten – jede*r der Beteiligten tritt weiter in die Dunkelheit und zeichnet die Konturen einer Zivilisation nach, die durch Klang neu geboren wird. Wenn Layer One sich die Welt mit uns vorstellt, dann stellt Layer One Remixes sich die Maschinen vor, die sich an uns erinnern.

Durch Basslines und gebrochene Sprache senden diese Produzent*innen eine Botschaft von der anderen Seite der Stille: Selbst in Abwesenheit bleibt Rhythmus bestehen.

Die vollständige Veröffentlichung von Layer One Remixes erscheint am 12. Dezember; der Remix von Azu Tiwaline & Cinna Peyghamy zu „Our Sector“ ist bereits jetzt auf Spotify streambar.

The first single ‘Our Sector (Azu Tiwaline & Cinna Peyghamy Remix) via Spotify:

https://open.spotify.com/track/5XQ1DAwuWcxcLHymXwesaf

Pre order via Bandcamp:

https://layerrecords.bandcamp.com/album/layer-one-remixes


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